Vor einigen Monaten hatte ich die Ehre das Stück „Grau - in einer farbenfrohen Welt“, geschrieben von Max Melo, im Theater Spektakel besuchen zu dürfen.
Das Stück begann äußerst unauffällig während einige Gäste im Publikum noch ihren Platz suchten. Die Darsteller*innen begaben sich auf die Bühne und führten dort wortlos ihre Aufwärmübungen durch, etwas das sonst hinter den Kulissen passiert. Dies gab den Zuschauern die Gelegenheit bereits einen ersten Blick auf die Künstler*innen zu werfen, die sie in den nächsten 2 Stunden in eine neue Welt mitnehmen werden. Die harmonische Stimmung des Ensembles, das sich vorfreudig auf ihre Show vorbereitet, wird allerdings sehr schnell zerrüttet, als sie die Nachricht bekommen, dass ihr Stück abgesagt wurde. Der Grund? Ein Mitglied des Ensembles habe sich ein skandalöses Verhalten in der Vergangenheit geleistet. Von Missmut und Enttäuschung getrieben beginnt das Ensemble die Suche nach der schuldigen Person und führen die Zuschauer durch eine Reise aus Kunst und Selbstreflektion.
Nach dem Stück hatte ich das Glück mit Autor, Regisseur und Darsteller des Stückes, Max Melo, zu sprechen und er konnte mir sehr viel über seine Inspirationen, die Charaktere, den Schreibprozess und zukünftige Pläne berichten.
Ein Startschuss für Max war definitiv die Ablehnung an der MUK und am Max Reinhardt-Seminar. Nach diesen Rückschlägen und nachdem ihm gesagt wurde er könne nicht schauspielern, war er bereit diesen Berufsweg zu verlassen, selbst als er den Rat bekommen hat weiterzumachen und daraus zu lernen. Aber Max war sich trotzdem sehr sicher in seiner Entscheidung, denn ganz besonders wichtig für Max ist, dass wenn er ein Teil der Kunstwelt sein möchte, dann mit seinen eigenen Stücken, vor allem als Regie, damit er Menschen bei der Präsentation ihrer Kunst unterstützen kann, ohne dass sie die persönliche Kritik über sich ergehen lassen müssen.
Diese Punkte spiegeln sich auch in der zentralen Botschaft des Theaterstückes wider. Zuerst, vom Frust der Ablehnung an den Schauspielschulen getrieben, hatte die Message des Stückes eher einen pessimistischen Unterton. Doch im Laufe der Zeit entwickelte sie sich zu der Aussage, dass, auch wenn die Welt oft grau ist, solange es die Kunst gibt, können wir ihr immer Farbe geben. Das Hauptthema des Stückes ist, aus diesem Grund, ganz klar die Kunstbranche – Aufmerksamkeit, Ängste, Selbstreflektion und alles, was damit einhergeht.
Die Charaktere des Stückes reflektieren diese Botschaft sehr gut. Alle Schauspieler*innen haben ihre Rolle mit Begeisterung und Herzblut gespielt, was der gesamten Aufführung diese Individualität und Lebhaftigkeit gegeben hat. Nachdem Max das Ensemble bereits vor dem Schreiben des Drehbuches relativ fixiert hatte, hat er sich darauf fokussiert die Charaktere auf die Schauspieler*innen zuzuschreiben. Max hat sich natürlich auch sehr an seinen eigenen Büchern orientiert, die als Inspiration für Charaktere wie zum Beispiel „Esto“ und „Soy“ gedient haben, andere Rollen, wie „Kaff“ und „Parz“ bekamen erst später mehr Perspektive. Etwas das besonders aus den Figuren hervorgeht ist Max Faszination Charaktere anhand ihrer Schwächen zu beleuchten, was den einzelnen Rollen auch noch viel mehr Tiefe gibt und die klare Message sendet, dass jeder Mensch Schwächen hat. Bei der Rolle „Schill“ hat Max ehemalige Regie, Rita Dummer, mitgeholfen, um die Bedeutung der Figur im Stück zu verstehen.
Auch über den Schreibprozess hat Max viel zu erzählen. Was am Anfang als Lesung aller seiner Texte gedacht war, entwickelte sich im Laufe der Zeit immer weiter und im Frühling 2024 war es dann zu einem ganzen Theaterstück geworden. Der gesamte Schreibprozess hat sich allerdings bis in die Proben hineingezogen. Es wurden Texte angepasst, Passagen umgeschrieben und Szenen neu inszeniert, wenn sie in der bereits geschriebenen Form nicht ins Stück gepasst haben. Max spricht hier ganz besonders von den Vorteilen, wenn man das Stück, welches man inszeniert, auch selbst geschrieben hat, da dies ihm die Möglichkeit gab alles herauszuholen was nur möglich war.
Ich hatte die Ehre mir das Stück persönlich anzusehen und wurde definitiv nicht enttäuscht. Die Dynamik zwischen den Darstellern und Darstellerinnen, das Bühnenbild, die Message, alle diese Punkte haben das Theater zu etwas besonderem, einzigartigem gemacht. Man konnte als Zuschauer die Leidenschaft der Schauspieler*innen richtig spüren, alle Beteiligten waren mit so viel Motivation und Ehrgeiz bei diesem Projekt dabei. Dadurch haben sie die Leute im Publikum definitiv zum Nachdenken angeregt. Ein großes Kompliment geht raus an alle Beteiligten, die dieses Stück zu etwas ganz Besonderem gemacht haben.
Alle die dieses Theaterstück leider verpasst haben, oder für diejenigen die es gesehen haben und genauso mitgerissen waren wie ich, können sich freuen, denn bereits 2026 wird es ein neues Stück von Max als Drehbuchautor und Regisseur geben. Wir können uns auf ein Projekt mit einem komplett neuen Thema, musikalischer Untermalung und einer ähnlichen Sprache, gefasst machen.
Ich, von meiner Seite aus, kann nur sagen, dass ich schon sehr erwartungsvoll auf das neue Stück blicke und definitiv eine Aufführung besuchen werde.
Ich möchte erneut ein Kompliment aussprechen, an alle Darsteller*innen und Mitwirkende und vor allem auch an Max, die dieses Stück auf die Beine gestellt haben und bei jeder Aufführung das Publikum begeistern konnten.
„Wenn man alle Farben aufreiht, sind sie schön, doch vermischt man sie, erkennt man sie nicht mehr“
Mitwirkende:
· Drehbuch / Regie / Kaff: Max Melo
· Regiepartnerin: Olga Psenner
· Schill: Livia Andrä
· Parz: Torben Day
· Soy: Theresa Gerstbach
· Less: Lena Hergolitsch
· Esto: Jakob Köllesberger
· Weig: Linnea Paulnsteiner
· Jura: Mirandolina Wissgott
· Miss Traun: Lisa Zwittkovits
· Produktion / Realisierung: Luca Nixdorf
· Dramaturgische Beratung: Ute Bauer
· Geige / Komposition: Maria Laun
· Technik: Karrar Alsaadi
· Trailerschnitt und Bühnengrafik: Lukas Novoszel
· Ticketing: Ludwig Psenner
· Workshop: Rita Dummer